Theoretische Grundlagen

Theoretische Grundlagen

 

Realität, was ist das wirklich?

Lukas schreit die Lehrerin an: "Immer bin ich schuld, er hat angefangen!" Dieser Satz - tausendfach zu hören in Schulen – zeigt, dass die Wirklichkeit nicht loszulösen ist von ihrem Betrachter. Fragen Sie doch einmal den Lehrer, was er über diese Situation denkt (vielleicht: der spinnt doch, ich habe gesehen, dass er zuerst getreten hat, hält der mich für blind), Lukas wird seinen Eltern sicher etwas ganz anderes erzählen (vielleicht: Julian hat mich zuerst beschimpft). Die Eltern sehen vielleicht wieder eine andere Wirklichkeit (vielleicht: die Lehrerin ist überfordert, die hat die Situation nicht mehr im Griff). Nun stellen Sie sich vor, Lukas, die Lehrerin und die Eltern setzen sich an einen Tisch, um die Situation zu klären. Selten ist es möglich, dass jeder wertfrei seine Sicht der Dinge darlegen kann, ohne dass es dabei zu Konflikten kommt.

Für jeden bedeutet Wirklichkeit etwas anderes, Realität ist dadurch immer subjektiv und nie wirklich objektiv. Somit ist sie auch nicht objektiv beobachtbar. Menschen konstruieren ihre Wirklichkeit bzw. die sie umgebende Welt, d.h. sie beschreiben und interpretieren ihre Erlebniswelt, die sich aus ihren individuellen Erfahrungen zusammensetzt.

Solange alle Beteiligten die Situation gleich wahrnehmen gibt es keine Konflikte. Eine vermeintliche Wirklichkeit ist entstanden. Sobald es verschiedene Vorstellungen über die "Wirklichkeit" gibt - wird es schwierig.

Der systemische Ansatz geht davon aus, dass jedes Verhalten, auch wenn es von anderen als schwierig oder auffällig erlebt wird, für den Betroffenen eine subjektive Bedeutung hat. Jedes Verhalten wird als aktive Entscheidung für etwas gesehen. Es wird nach dem subjektiven Sinn gefragt und nach dem entsprechenden Kontext gesucht, in dem das Verhalten für den Betroffenen nützlich ist.

Die Fähigkeiten und Stärken werden in den Blick genommen (Wann läuft es gut?) statt auf die Defizite und die schwierigen Verhaltensweisen zu schauen. Das Gelingende steht  im Zentrum der Betrachtung anstelle des Problems. Die Ausnahmen vom Problem sind häufig die Tür zu möglichen Lösungen.

Kurz: Mit dem systemischen Ansatz arbeitet man lösungs- und ressourcenorientiert.

 

Ich weiß nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird; aber es muss anders werden, wenn es besser werden soll. (Lichtenberg)